Post Scriptum: The Bloody Seventh – Review

Es scheint wie eine unlösbare Mammutaufgabe, eine historisch korrekte Zweite Weltkriegssimulation auf die Beine zu stellen. Dies ist ein zweischneidiges Schwert, zu viel Realimus schadet oft dem Gameplay. Post Scriptum – The Bloody Seventh stellt sich dieser Aufgabe – mit durchwachsenem Erfolg.

Pommes und Ketchup

Den Kern von Post Scriptum bildet die Operation Market Garden, eine Luft-Boden-Operation der Alliierten in Holland, die vom 17. bis 27. September 1944 andauerte. Ein Setting, das in Spielen bisher kaum thematisiert wurde. Und das ist erfrischend neu! Auch wenn sich das Spiel etwas wie Red Orchestra anfühlt – nur besser. Wir haben die Wahl, ob wir für die Briten oder Deutschen spielen möchten.
Entwickelt wurde Post Scriptum vom Studio Periscope Games. Was als Total Conversion Mod für SQUAD begann, wuchs zu einem richtigen Spiel heran. Nicht verwunderlich also, dass niemand Geringeres als Offworld Industries selbst als Publisher agiert, die Macher von SQUAD.

Post Scriptum ist das, was es sein will: Pommes mit Ketchup. Es gibt keine Lootboxen und kein Levelsystem, auch keine freischaltbaren Skins. Dem Spieler stehen von der ersten Minute an auf beiden Seiten über fünfzig Fahrzeuge sowie ca. vierzig authentische Waffen zur Verfügung. Die Modelle sind detailliert. Es fällt auf, dass Periscope Games ein besonderes Augenmerk darauf verwendet hat, historisch genau zu sein. An dieser Stelle sei jedoch auch erwähnt, dass es natürlich Abweichungen gibt. So ist die Stuka-Sirene noch immer vorhanden, auch wenn sie nur bis 1941 im Einsatz war. Doch solche kleineren Details sind der Stimmung geschuldet und tragen dazu bei, dem Spiel eine dichte Atmosphäre zu verschaffen.

Gespielt wird auf einem Server mit bis zu hundert Spielern, auch wenn zum Zeitpunkt des Reviews nur achtzig Plätze verfügbar sind. Basisbau und Logistik sind vorhanden, das bedeutet, dass wir Außenposten und Straßensperren errichten können oder uns um die Versorgung der Truppen an der Front kümmern. Aktuell gibt es fünf große spielbare Karten.
Die Spieler übernehmen verschiedene Rollen, so gibt es den Commander, der Artillerie und Luftangriffe koordinieren und Squads anführen kann. Ob diese auf die gesetzten Markierungen reagieren, ist jedoch vom Faktor Mensch abhängig. Die Squads bestehen aus bis zu zehn Mann, einem Squad-Leader und neun Mitgliedern. Das Equipment ist klassenabhängig und limitiert; je größer der Squad, desto größer die Auswahl der Klassen. Die Anzahl der Logistik-Teams ist abhängig von der Kartengröße, dasselbe gilt für die Panzerbesatzung, meistens umfassen die Teams vier Spieler.

Die Soundkulisse ist bombastisch, selten erlebt man so ein realistisches Getöse. Wenn die Stukas vom Himmel kommen oder ein MG-42 über die Straße rattert, geht jedem historisch verliebten Spieler das Herz auf.

Eine besondere Erwähnung verdient auch das Panzer fahren. So bereitet es uns einen höllischen Spaß, mit bis zu vier Spielern in einem Panzer zu sitzen. Die Rollen sind klar verteilt: Fahrer, MG-Schütze, Hauptgeschütz und Kommandant. Dabei ist es wichtig, als Unterstützung zu dienen und MGs sowie Sprengmunition gegen die feindlichen Stellungen zu werfen. Jeder Streifschuss lässt einen Effekt auf dem Bildschirm entstehen, was einem als Spieler das Herz ganz schön in die Hose rutschen lässt. Wild in den Wald gefeuerte MG-Salven können tödlich sein. Auch hier glänzt das Spiel mit einer dichten Soundkulisse.

Technisch unausgereift

Doch wo Licht ist, ist auch Schatten. Post Scriptum ist nicht perfekt, gerade auf technischer Seite gibt es einige gravierende Mängel. So stellt ein winziger Zaun ein unüberwindbares Hindernis dar, sogar für einen tonnenschweren Panzer. Außer man glitscht wie durch Geisterhand hindurch. Panzer und Fahrzeuge bleiben in Gräben stecken, was immer wieder zu Frust führt. Es entstehen keine Krater, Einschusslöcher oder sonstige Veränderungen der Umgebung, lediglich etwas Blut klebt am Gras entlang der gefallenden Soldaten. Für das Jahr 2018 ist das einfach zu wenig und damit ein fetter Minuspunkt. Auch ist es nicht möglich, Gefallene zu plündern, was das Leben eines einfachen Infanteristen sehr einseitig gestaltet.
Nehmen wir mal an, vor unseren Augen stirbt Heinrich, der Panzerabwehrsoldat, aber es ist nicht möglich, seinen Panzerschreck aufzuheben und uns so gegen den gegnerischen Panzer zu verteidigen. Stattdessen werden wir hilflos von selbigem über den Haufen geschossen. Das verpasst dem Spaßgefühl eine deutliche Kerbe. Es gibt keine klaren Fronten. Mobile Spawnpunkte erlauben es dem Feind, sich an der Flanke zu positionieren. Gemetzel sind also an der Tagesordnung.

Die Performance ist stark verbesserungswürdig. Lief es in der Beta noch rund, krankt das Spiel seit Release an Performanceeinbrüchen. Manchmal brechen die Frames so stark ein, dass sich das Problem nur mit einem Neustart beheben lässt. Auch grafische Optimierung ist dringend von Nöten, denn die Sichtweite ist so gering, dass alles um einen herum schnell undeutlich wird. Was das Leben eines Infanteristen nicht unbedingt erleichtert.

Schwierigkeitsstufe: Faktor Mensch

Der Erfolg einer Runde steht und fällt mit den Mitspielern. Mal hat man ein gutes Team, mal sind alle so unkooperativ und schweigsam, dass nichts gelingt. Das ist kein negativer Punkt, denn es ist einfach so, doch dem sollte sich jeder bewusst sein, der erwägt Post Scriptum zu kaufen. Wenn man Pech hat, entwickelt sich eine Runde zum Dauersterben und man fragt sich, was man eigentlich hier tut.

Ohne Wertung verbleibt die Abwechslung, denn momentan ist nur ein Spielmodus verfügbar, auch wenn weitere angekündigt wurden. Hier bleibt abzuwarten, ob das Spiel längerfristig mit mehr Content und Vielseitigkeit punkten kann.

Update vom 11. August 2018

Die Macher von Post Scriptum haben sich mit einem offenen Brief an die Spielerschaft gewendet und sich für das Fehlen von angekündigten Inhalten entschuldigt. Um die Situation zu entschärfen, wurde mit Valve eine Vereinbarung getroffen, dass Käufer das Spiel unabhängig von der Spielzeit bis zum 17. August 2018 zurückgeben können. Ein feiner Zug, wie wir finden!

Nach einem Test und mit Anleitung durch Aldemar, verfasst von Similicious.

Fazit

Post Scriptum ist das, was sich jeder Spieler wünscht: Eine runde Sache ohne Schnickschnack. Keine Lootboxen, keine Skins, keine Benachteiligung derer, die nicht bereit sind, tiefer in die Tasche zu greifen. Das Spiel glänzt mit erfrischender Authentizität und einem Setting, das thematisch noch neu und unverbraucht ist.
Doch so gern man alles daran lieben möchte, kann man die Augen nicht davor verschließen, dass Post Scriptum technisch unausgereift ist. Perfomanceprobleme, Mängel an der grafischen Darstellung, Glitches, unüberwindbare Hindernisse. Im Jahr 2018 muss ein Spiel einfach mehr bieten.

  • Gesamteindruck
Eure Wertung: 3.7 ( 5 Stimmen )

Hehe, toll! Der Aldemar macht Quatsch und manchmal schreibt er auch. Let's Player und Frohnatur, der es liebt, zu unterhalten. Spezialist für Fallout, Käse und Explosionen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Durch die weitere Nutzung der Seite stimmst du der Verwendung von Cookies zu. Weitere Informationen

Die Cookie-Einstellungen auf dieser Website sind auf "Cookies zulassen" eingestellt, um das beste Surferlebnis zu ermöglichen. Wenn du diese Website ohne Änderung der Cookie-Einstellungen verwendest oder auf "Akzeptieren" klickst, erklärst du sich damit einverstanden.

Schließen